Ab wann kann ein Baby in die Babytrage?

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat man kaum eine Mutter oder einen Vater mit einer Babytrage gesehen, aber zum Glück ändert sich das seit ein paar Jahren und immer mehr Babys werden getragen.

Die wohl häufigste Frage von Eltern, die ihr Kind tragen wollen ist, nach dem richtigen Zeitpunkt. Ab wann kann man eine Babytrage nutzen bzw. ab welchem Alter ist es ratsam, mit dem Tragen zu beginnen?

Genau darum geht es in diesem Artikel. Ich sage dir genau, ab wann du eine Babytrage benutzen kannst und auf welche Dinge du achten solltest.

Darf ich mein Baby direkt nach der Geburt in einer Tragehilfe tragen?

Kommen wir gleich mal zum Punkt, du darfst dein Baby ab dem ersten Tag in einer passenden Babytrage oder einem Tragetuch tragen. Wenn dein Kreislauf stabil ist und du dich gut fühlst, spricht nichts dagegen, direkt nach der Geburt eine Tragehilfe zu nutzen.

Egal ob Mutter oder Vater, wir tragen unsere Neugeborenen sowieso den ganzen Tag durch die Gegend. Babys haben ein hohes Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit. Sie brauchen unsere Nähe, um sich sicher zu fühlen, sich zu beruhigen oder zu schlafen.

Außerdem haben Studien gezeigt, dass die Nähe zu den Eltern einen positiven Einfluss auf quasi alle Bereiche der frühkindlichen Entwicklung hat. Es gibt leider immer noch Eltern und Großeltern, Freunde oder Bekannte, die versuchen werden zu erzählen, dass zu viel Nähe dafür sorgt, dass dein Baby zu sehr verwöhnt wird und dann negative Angewohnheiten zeigen wird.

Du kannst dein Baby in den ersten Monaten auf keinen Fall zu sehr verwöhnen. Tatsächlich ist sogar eher das Gegenteil der Fall. Dein Baby braucht so viel Liebe, Nähe und Fürsorge, wie du nur geben kannst. Körperkontakt stärkt das Vertrauen und die Bindung deines Babys zu dir und das Gefühl geliebt und versorgt zu werden ist mit das wichtigste für dein Baby.

Daher spricht also definitiv nichts dagegen, eine Babytrage oder ein Tragetuch zur Unterstützung zu nutzen. Dein Baby ist ganz nahe bei dir und du hast die Hände frei und schonst deinen Rücken.

Grundregeln für das Tragen von Neugeborenen

Aufgrund der fehlenden Kopfkontrolle und Reife von Rücken und Hüfte gibt es beim Tragen von Säuglingen einige wichtige Dinge zu beachten. Die folgenden Punkte sind aus ergonomischer und entwicklungspsychologischer Sicht besonders wichtig und sollten auf jeden Fall beachtet werden.

Blickrichtung zum Herzen

Viele Eltern glauben, dass sie ihrem Baby etwas Gutes tun, wenn sie eine Trage anschaffen, die nach vorne schaut. Leider ist das Gegenteil der Fall.

Zum einen ist aus ergonomischer Sicht wichtig, dass dein Baby einen runden Rücken in der Trage machen kann und bei Tragen, die nach vorne schauen wird, der Rücken quasi immer zu stark überstreckt.

Außerdem ist die Sehkraft deines Babys noch nicht vollständig entwickelt und mit dem Blick in Richtung deines Herzens schützt du es vor einer Überflutung mit Eindrücken, für die es noch gar nicht bereit ist. Babys sehen auf eine Entfernung von etwa 30 cm scharf und wenn es in der Trage zu dir schaut, dann ist das, was es immer sehen kann, dein Gesicht. Das gibt Sicherheit und stärkt eure Bindung.

Wenn dein Kind bereits älter ist und seinen Kopf selbstständig halten kann, ist eine Rückentrage (Onbu) die bessere Alternative zu einer Babytrage, die nach vorne schaut.

Anhock-Spreiz-Haltung

Ist dir schon mal aufgefallen, was passiert, wenn du ein Baby hochnimmst? Es zieht die Beine nach oben und spreizt die Oberschenkel ab. Diese Haltung, die wie ein M aussieht, nennt man Anhock-Spreiz-Haltung und sie ist besonders wichtig, auch in der Trage.

Die Hüfte eines Neugeborenen ist noch nicht vollständig entwickelt und daher formbar. Einige Skelettelemente, wie die Hüftpfanne und der Oberschenkelkopf, bestehen noch aus Knorpelgewebe und sind noch nicht vollständig verknöchert. Die Anhock-Spreiz-Haltung führt dazu, dass die Oberschenkelknochenköpfe in der Mitte der Hüftpfannen positioniert werden und die Verknöcherung ohne Verformungen erfolgen kann.

Dazu sorgt diese Haltung dafür, dass der Rücken des Babys rund bleibt. Die Muskulatur ist noch nicht in der Lage, die Wirbelsäule aufzurichten und ein künstliches Überstrecken des Rückens kann gesundheitliche Folgen für dein Kind haben.

Zusätzlich fördert die Bewegung beim Tragen die Durchblutung von Knochen, Gelenken und Muskeln und unterstützt somit eine gesunde Verknöcherung.

Kopf unterstützen

In den ersten drei bis vier Monaten nach der Geburt haben Neugeborene und Babys eine gerundete Wirbelsäule und können ihren Kopf noch nicht eigenständig halten. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, den Kopf- und Nackenbereich zu stabilisieren, wenn das Baby getragen wird.

Dein Baby sitzt richtig in der Babytrage, wenn der Kopf zu jeder Zeit gestützt ist, auch wenn du dich mal leicht nach vorne beugst. Am Anfang wirst du oft das Gefühl haben, den Kopf deines Babys zusätzlich halten zu müssen, aber das gibt sich. Wenn die Trage gut sitzt, ist auch der Kopf gut gestützt. Wichtig, er soll gestützt, aber nicht fixiert werden.

Körper stabilisieren

Es ist von großer Bedeutung, dass dein Baby in der Tragehilfe optimal gestützt wird. Insbesondere bei kleineren Babys ist ein guter Halt des Körpers von entscheidender Bedeutung. Da Neugeborene noch nicht über ausreichend Rumpfstabilität verfügen und ihnen oft die Körperspannung fehlt, muss mit der Trage nachgeholfen werden.

Bei Neugeborenen solltest du darauf achten, dass die Arme des Babys in der Trage sind, die Beine ab der Kniekehle sind außerhalb der Trage und in der bereits erwähnten Anhock-Spreizhaltung. Der Rücken deines Babys sollte natürlich gerundet sein und die Trage stützt von Kniekehle zu Kniekehle auf derselben Höhe.

Freie Atemwege

Sitzt das Baby richtig in der Babytrage, dann bleibt es trotz dem runden Rücken aufrecht und kann nicht zusammensacken. Das ist wichtig, denn die Atemwege sollten immer frei bleiben. Bei sehr kleinen Babys solltest du auch keine Decken oder Kuscheltiere mit in die Babytrage geben.

Babytrage oder doch lieber Tragetuch?

Beschäftigst du dich mit Babytragen, dann bist du sicher auch schon über das eine oder andere Tragetuch gestolpert. Beide Varianten können von Geburt an genutzt werden.

Tragetuch: Häufig wird dazu geraten, dass Babys vor dem dritten Monat lieber in einem Tuch als in einer Babytrage getragen werden sollen. Ich vermute, dass diese Empfehlung geben wird, weil nicht jede Babytrage, die behauptet für Neugeborene geeignet zu sein, auch wirklich geeignet ist.

Wenn du unsicher bist, dann greif für die ersten Monate zu einem Tragetuch, denn sie sind bestens geeignet, um direkt nach der Geburt genutzt zu werden. Tragetücher schmiegen sich perfekt an den Körper des Kindes an und unterstützen den richtigen Sitz, so wie einen runden Rücken.

Bei sehr kleinen Babys oder Frühchen ist ein elastisches Tragetuch empfehlenswert. Diese Tücher lassen sich vorbinden und du kannst dein Baby dann einfach hineinsetzen oder herausnehmen und musst nicht ständig neu binden.

Babytrage: Die Alternative zum Tragetuch ist eine Babytrage, die für Neugeborene geeignet ist. Dabei sollte die Babytrage in Sachen Größe und Material auf ein neugeborenes Baby angepasst sein.

Von Babytragen mit einem Neugeboreneneinsatz solltest du unbedingt die Finger lassen. Neugeboreneneinsätze sind oft zu unflexibel und überstreckten den Rücken.

Achte mal auf die Herstellerangaben, bis zu welchem Gewicht und welcher Größe die jeweilige Babytrage genutzt werden kann. Oft lassen sich Babytragen für Neugeborene sehr lange nutzen. Ich kenne Mütter, die mit einer einzigen Babytrage ausgekommen sind, und zwar von Geburt bis zu dem Zeitpunkt als die Trage nicht mehr notwendig war. Wenn dein Kind später sehr groß oder schwer wird, kann es sein, dass auf ein größeres Modell oder eine Trage für den wechseln möchtest, aber grundsätzlich solltest du hier nicht versuchen, mit einem Neugeboreneneinsatz an der falschen Stelle zu sparen.

Die richtige Babytrage auswählen

Grundsätzlich solltest du darauf achten, dass die Babytrage für Neugeborene geeignet ist und die Angaben des Herstellers, Körpergewicht und Größe beachten. Es gibt aber noch mehr Punkte zu beachten.

Rückenteil aus Tuchstoff

Das wichtigste Indiz dafür, dass die Babytrage wirklich von Geburt an genutzt werden kann, ist ein Rückenteil aus Tuchstoff. Ein Rückenteil aus Stoff ermöglicht es deinem Baby, sich richtig schön rundzumachen und so die Wirbelsäule und Nackenpartie ergonomisch zu lagern.

Ein festes und gerades Rückenteil solltest du unbedingt vermeiden, bevor dein Baby sich selbst aufrichten kann und die Muskulatur es selbst schafft den Rücken gerade zu halten.

Verstellbarer Steg

Es ist grundsätzlich wichtig, dass der Steg der Babytrage von einer Kniekehle zur anderen reicht. Dadurch kann dein Baby in der korrekten Anhock-Spreiz-Stellung sitzen und das Risiko von Hüftdysplasien kann verringert werden. Um den Steg der Trage auf die Größe des Babys anzupassen und bei wachsendem Baby verstellen zu können, ist ein stufenlos verstellbarer Steg der Babytrage äußerst wichtig.

Größenverstellbar

Babytragen sind nicht günstig und um sie möglichst lange nutzen zu können, ist es wichtig, dass die Trage mitwächst bzw. größenverstellbar ist. Bei den meisten guten Herstellern lassen sich die Babytragen durch Klettverschlüsse, Druckknöpfe oder andere Möglichkeiten so einstellen, dass bis zu erreichen der Maximalgröße bzw. des Maximalgewichts immer exakt angepasst werden können.

Kopf- und Nackenstütze

Das Rückenteil deiner Babytrage sollte nicht höher als bis zu den Ohren gehen, um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten. Wenn dein Baby größer wird, kann eine zusätzliche Kopfstütze für eine ausreichende Unterstützung sorgen.

Achte bei einer Kopfstütze bzw. allgemein darauf, dass sich keine losen Stoffteile am Rücken des Babys sammeln können. Das kann zu unangenehmen Druckstellen führen.

Empfehlenswerte Babytragen

Mit den Hinweisen in diesem Artikel wird es dir sicher auch selber gelingen eine passende Babytrage zu finden, aber falls du eine Richtung brauchst, dann sind das hier drei Babytragen, die wir quasi von Tag Eins an benutzt haben.

Die Kokadi TaiTai*, Emeibaby* und Bondolino* sind die von uns am meisten genutzten Tragen und das sind nur drei Modelle. Es gibt so viele tolle Babytragen, du wirst sicher die richtige finden.

Wie steht es nach einem Kaiserschnitt?

Es ist in erster Linie von deinem körperlichen Zustand nach der Geburt und dem Heilungsprozess deiner Narbe abhängig, ab wann du nach einem Kaiserschnitt eine Babytrage verwenden kannst. Generell wird nach einem Kaiserschnitt ein längeres Wochenbett empfohlen.

Lass deine Kaiserschnittnarbe regelmäßig von deiner Hebamme kontrollieren. Wenn vonseiten deiner Hebamme nichts gegen den Einsatz einer Babytrage spricht und du dich bereit fühlst, kannst du langsam starten.

Beachte jedoch unbedingt, dass die Babytrage niemals auf die Kaiserschnittnarbe drücken sollte.

Auch für Väter geeignet

Gerade Väter haben oft das Problem, dass dieser kleine Mensch auf einmal da ist und sie gar nicht genau wissen, wie sie eine Bindung aufbauen sollen. Eine Babytrage ist perfekt, um als Vater ganz intensiv Zeit mit dem Baby zu verbringen, Nähe zu spüren und die Bindung zu stärken.

Außerdem ist eine gute Möglichkeit seine Frau oder Freundin in der Wochenbettzeit zu unterstützen bzw. zu entlasten.

Fazit

Wenn du dich dazu bereit fühlst, dann kannst du dein Baby vom ersten Tag an in einer passenden Babytrage oder einem Tragetuch tragen.

Wichtig ist, dass die Tragehilfe optimal zu dir und deinem Baby passt und ihr beide bereit seid. Zwar ist das Tragen von Babys evolutionsbedingt vollkommen natürlich, aber Experten empfehlen in der Regel, mit der Verwendung einer Tragehilfe bis zum Ende des Wochenbetts zu warten. Das Wochenbett soll zur Schonung und Erholung genutzt werden und die Zeit bis du selber mit der Trage loslegen kannst bestens vom Papa genutzt werden.

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