Kann ich mein Baby mit Blick nach vorne tragen?

Immer mal wieder schwappt dieser eine Trend in Sachen Babytrage zu uns nach Deutschland. Meist ausgelöst durch Social Media oder auch durch einen aktuellen Hollywoodfilm, es geht um das Thema, das Baby vorwärts gerichtet zu tragen.

Während diese Art zu tragen auf den ersten Blick ziemlich toll aussieht, immerhin kann dein Baby mit freiem Sichtfeld die Welt und seine Umgebung erkunden, gibt es gute Gründe, warum du dein Baby auf keinen Fall nach mit Blick nach vorne tragen solltest.

Fragt man junge Eltern, warum sie unbedingt eine Babytrage haben wollen, in der das Baby vorwärts schauen kann, ist der Ausblick für den Nachwuchs eigentlich immer das Erste, was dein meisten einfällt, oder sie wissen gar nicht so genau, warum sie das wollen.

In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf die Gründe, dein Baby nicht nach vorne zu tragen und welche Alternativen es gibt.

Mein Baby will mehr sehen

Starten wir doch gleich mal mit dem häufigsten Grund, für den Wunsch einer Tragehilfe, die nach vorne schaut, das Baby möchte mehr sehen. Ich weiß natürlich, dass die Eltern es mit diesem Wunsch nur gut meinen und ihrem Baby möglichst viel Erlebnisse ermöglichen wollen, das große Problem dabei ist aber, dass es dem Baby mit hoher Wahrscheinlichkeit zu viel werden wird und es zu sehr mit Reizen überflutet wird.

Selbst die entdeckungsfreudigen Kinder brauchen irgendwann mal eine Pause und müssen sich einen Moment ausruhen. Mit dem Blick nach vorne geht das nicht, die Eindrücke prasseln immer weiter auf dein Baby ein.

In dieser Situation kann so ein kleiner Mensch es schnell mit der Angst zu tun bekommen und würde sich vermutlich am liebsten an Mamas oder Papas Brust und in die Trage zurückziehen, aber das geht bei einer vorwärts gerichteten Trage nicht. Noch dazu kommt das Problem, dass dein Baby dich nicht sehen kann und das macht die Situation nur noch schlimmer.

Reizüberflutung und die Folgen sind einer der wichtigsten Gründe dafür, dein Baby nicht mit Blick nach vorne zu tragen. In den meisten Fällen wirst du statt eines glücklichen Babys, das die Welt erkundet, ein Baby bekommen, das Angst hat, schreit und weint.

Nach vorne tragen aus ergonomischer Sicht

Aus ergonomischer Sicht gibt es gleich zwei wichtige Punkte, die gegen das Tragen mit Blick nach vorne sprechen.

Kein runder Rücken

Die Wirbelsäule von Babys ist nach der Geburt halbrund und noch nicht vollständig entwickelt. Erst viel später erreicht die Wirbelsäule die endgültige S-Form und bleibt dann auch so. Außerdem sind die Bandscheiben noch nicht voll entwickelt.

Die Wirbelsäule von Babys ist rund und soll, wenn es getragen wird, optimal unterstützt werden. Deswegen ist bei einer guten Babytrage auch immer die Rede von einem runden Rücken und das geht eben nur, wenn dein Baby zu dir schaut.

Schaut das Baby hingegen vorwärts, weil es in einer vorwärtsgerichteten Babytrage steckt, wird es ein Hohlkreuz machen. Diese Haltung ist nicht nur ungünstig, sondern kann negative Folgen für die Entwicklung haben.

Keine Anhock-Spreiz-Haltung

Babys sollten so getragen werden, dass ihre Beine die sogenannte Anhock-Spreiz-Haltung einnehmen, man sagt auch „M Position“ dazu, weil das Baby wie ein M aussieht. Dabei sind die Knie höher als der Po und die Beine sind leicht abgespreizt.

Diese Haltung ist aber nicht nur aus Bequemlichkeit wichtig. Durch eine korrekte Anhock-Spreiz-Haltung werden die Hüftgelenke in die richtige Position gebracht und die noch nicht ganz knöcherne Hüfte kann optimal reifen.

Sitzt dein Baby in einer Trage, die nach vorne schaut, kann es diese für die Entwicklung der Hüfte wichtige Position nicht einnehmen. Auch wenn einige Hersteller von solchen Babytragen jetzt mit speziellen Polstern eine Art Anhock-Spreiz-Haltung imitieren, es ist und bleibt unmöglich. Übrigens diese Polster sorgen dafür, dass die Beine deines Babys sehr weit vor dir abstehen und das sorgt auch wieder für ein erhöhtes Verletzungsrisiko.

Auch schlecht für die Eltern

Babytragen sind komfortabel und Eltern können ihr Kinder ohne weiteres mehrere Stunden in einer guten und ergonomischen Babytrage behalten. Das funktioniert deswegen so gut, weil das Gewicht deines Babys nahe an deinem Körper ist.

Es ist eine Grundregel der Ergonomie, dass Gewicht, egal in welcher Form, möglichst nahe am Körper getragen werden sollte. Alles andere wird nach kurzer Zeit eine zu starke Belastung für die Muskulatur und besonders für den Rücken.

Bei der Fronttrageweise kannst du dir Trage so sehr versuchen gut einzustellen, wie du willst, der Schwerpunkt ist immer zu weit von der Körpermitte entfernt. Das führt dazu, dass du dieses Ungleichgewicht mit deiner Körperhaltung ausgleichen musst und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wirst du sehr schnell Rückenschmerzen bekommen.

Ein zweiter Punkt, der problematisch für Eltern ist, du kannst dein Baby nicht sehen. Einer der tollen Aspekte der Babytrage ist dein Baby immer im Blick zu haben und direkt sehen zu können, wenn ein Bedürfnis entsteht oder dein Baby dich braucht. Sitzt dein Baby mit Blick nach vorne, kannst du es nicht sehen und wirst nicht wissen, ob es dich braucht, oder ihm das alles zu viel ist.

Alternativen zur Trage mit Blick nach vorne

Wenn dein Baby ein gewisses Alter erreicht hat, den Kopf alleine halten kann und auch schon selbstständig sitzt, dann gibt es zwei sinnvolle Alternativen zur Trage mit Blick nach vorne.

Zum einen kannst du dein Baby auf der Hüfte tragen. Diese Haltung ermöglicht zwar keinen vollständigen Blick nach vorne, aber zumindest ist das ist Sichtfeld deutlich größer als die sonst übliche Trageweise vor dem Bauch. Der Nachteil für uns Eltern ist, dass das Tragen auf der Hüfte etwas anstrengender für den Rücken ist, aber dafür kann sich dein Baby jederzeit in die Trage zurückziehen, wenn es ihm dann doch zu viel wird.

Ebenfalls spannend ist das Tragen auf dem Rücken. Die meisten Babytragen sind darauf ausgelegt, auch in der Rückentrageweise genutzt zu werden. Hier kann sich aber auch die Investition in eine Onbu, also eine stegfreie Babytrage speziell für den Rücken lohnen.

Der große Vorteil der Rückentrage ist, dass dein Baby dich immer noch sehen kann und du sozusagen als Schutzschild für die Umwelt funktionierst. Außerdem sitzt dein Baby sehr hoch und hat ein tolles Blickfeld über deine Schulter und falls es nötig wird, kann man sich auch super in eine Rückentrage zurückziehen und ein Schläfchen machen.

Fazit

So sehr sich manche Eltern auch wünschen ihr Baby noch vorne zu tragen, erklärt man ihnen die Nachteile dieser Haltung und die möglichen Schäden, die durch Fronttrageweise entstehen können, wird den meisten schnell klar, dass es keine gute Idee ist.

Die korrekte Art sein Baby zu tragen ist in einer ergonomischen Babytrage oder einem Tragetuch, das einen runden Rücken und eine korrekte Anhock-Spreiz-Haltung unterstützt und dein Baby zu dir gucken lässt.

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Hilf uns noch besser zu werden!

Durchschnitt: 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 1

Gib die erste Bewertung ab.